Seelenspiegel
Er hatte so ein weltfremdes Wissen, als würde er es aus dem „Himmel“ ziehen - ein Schweben der Worte, ganz leicht. Es waren weise Worte, die versuchten das menschliche Herz zu berühren, aufzuwecken - ohne aufdringlich zu sein. Worte die nichts forderten, in denen die Vergebung schon mitschwang. Ganz sanft, viel zu sanft für die meisten Menschen, die es nicht gewohnt waren, dass ein Mann so sanft sein kann - und so voller Liebe.
Dieses Bild hing in meinem Haus, als ich vor acht Jahren eingezogen bin. Es war mir sofort vertraut, weil ich mich darin erkannte, auf den ersten Blick: ich dachte: das gibt es doch nicht, das bin ja ich!
Wie konnte sich so ein kleiner Junge schon mit Philosophie beschäftigen, anstatt unbeschwert zu spielen?
Er redete irgendetwas von einem Gott im Himmel, ein Gott der Macht über alles hat, über die ganze Welt, über Gut und Böse.
Und wie konnte so ein kleiner Knirps es wagen, den Erwachsenen dazwischen zu reden, wenn diese ratlos über das Sein sinnierten? Schließlich ist das Leben anstrengend und geheimnisvoll.
Jesus hat es ihnen vermutlich noch geheimnisvoller gemacht.
Später umso mehr. Wie kommt man dazu, auf einen Berg zu steigen und zu preisen? Zum Beispiel so: "Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen."
Was weiß solch ein junger Mann schon von Kampf und Krieg, und von Gerechtigkeit? Und dann läuft der auch noch in solchen Lumpen umher.
Diese Wolkentaube kam mir vor ein paar Jahren entgegen, so wie abgebildet. Als ich sie sah, dachte ich: wie aus der Bibel, der "Heilige Geist". Genauso war es auch bei „Jesus", nur dass die Taube leibhaftig war. Sie passte vollkommen zu dem „Bild“, das mich im Haus erwartete - der Kreis schien sich ein Stück zu schließen. Als ich anderen davon erzählte, und auch von all diesem Geheimnisvollen, glaubte mir niemand; sie vermuteten wahrscheinlich: ich bin krank oder größenwahnsinnig!
https://youtu.be/DxeRlHEpw0g
Schließlich ist "Jesus" ein heißes Thema, an dem sich niemand die Finger verbrennen will: wie war er? Wer war er? Wie hat er ausgesehen - du sollst dir ja kein Bild machen (2. Gebot); gab es ihn wirklich so, wie die Kirche es sagt? Das beste ist, man fasst das heiße Eisen nicht an und geht seinem Alltag nach. Und wenn es dann mal im Himmel knallen sollte, dann knallt es eben - man hört nicht zu: Schließlich führen wir ja auch immer wieder Kriege und bringen uns um, und es tut sich nichts im Himmel. (das ist natürlich ironisch gemeint)
"Charlie Parker" 1952, als ich geboren wurde. Eigentlich höre ich gar keinen Jazz (oder nicht mehr). Aber heute geriet mir dieses sozusagen, unter die Finger; ich dachte, mal reinhören. Nachdem ich die erste Schreck-Minute überstanden hatte, fand ich es immer interessanter, lebendiger und frecher - aber auch lustig und fröhlich. Schließlich hörte ich mir alles an und sagte: Wundervoll! So ist es eben manchmal auch im Leben, wenn man Zweifelhaftes oder Fragwürdiges mit Liebe betrachtet.
Manche Menschen glauben, das alles wäre nur ein Spiel, unverbindlich. Jeden tiefergehenden Gedanken an unser Sein, betrachten sie als eine Qual - er ist lästig und stört im Konsum-Wahn. Ich kann aber sagen: Unser Sein ist eben tiefergehend, deshalb kann es nicht oberflächlich und unverbindlich sein. Wir spüren das ja jetzt auch aktuell - es ist kein Spiel. Jesus ist auch nicht aus Spaß oder Spiel am Kreuz gelandet. Es gibt nur noch sehr, sehr wenige Menschen, die ihren Glauben nicht aufgegeben haben. Die Kraft der Wahrheit, das Licht der Wahrheit, bringt vieles an den "Tag", was Jahrhunderte lang versteckt war und verborgen. Es ist eben nicht ein "Joke". Vielleicht musste all das geschehen und geschieht, um uns davor zu bewahren, käufliche Seelen zu werden - deshalb der Schreck. Ein Schreck, bei dem beinahe die Erde wackelt - für den Menschen und seine Seele.
Was ich noch sagen möchte, bevor ich vielleicht "gehen" muss: Als ich in diese Welt kam, hatte ich unglaubliche Angst vor Menschen. Es brauchte mich nur ein Mensch anzuschauen, und ich musste weinen. Meine Mutter sagte dann:"Musst Du schon wieder weinen, Du bist doch kein Mädchen." Das war viele Jahre so. Es hat mehrere Jahre gedauert, ehe ich den ersten Tag erlebt habe, an dem ich nicht weinen musste. Auch in der Schule war es so, weshalb ich aufs übelste verspottet wurde. Ich dachte immer: Ich komme nicht aus dieserWelt - in meiner Welt gibt es so etwas nicht. Die Lehrer sagten zu meiner Mutter, dass ich auf ein Gymnasium gehöre. Aber meine Mutter hatte große Angst, dass ich wieder aufs neue verachtet werde; deshalb entschied sie sich für die "Volksschule", so hieß das damals, weil mein lieber Bruder "Thomas" (auch ein Name aus der Bibel) mit in meiner Klasse war, er sollte zur Mittelschule, und er war auch wie ein Schutz für mich. Vor lauter Angst vor Menschen, konnte ich auch nicht richtig lernen, was man an meinem Englisch erkennen kann. Ich habe irgendwie überlebt - das war sozusagen der Beginn in das Erwachsensein. Dieses möchte ich denjenigen sagen, die glauben, das Leben wäre so wie ein idiotisches Computerspiel - ist es aber nicht. Es kann Wunden in dir reißen, die übersteigen alles, was Du dir vorstellen kannst. Aber ebenso kann es so wunderschön sein, wie in keiner anderen Welt - es berührt deine Seele, dein Herz, deine Träume, deine Hoffnungen, deine Sehnsüchte und alles was Du bist. Und es lehrt dich, dass es völlig egal ist, welchen Schulabschluss Du hast - Hauptsache, Du bist als Mensch - als Gottes Ebenbild - menschlich, ein Wesen, dass Nächstenliebe lebt. Es ist ein Beschützer - und das meint die Aussage: macht euch die Welt Untertan. Nicht zum Sklaven - sondern zu einem Kind, das ihr behüten möchtet, weil es so wunderschön ist. AMEN!